Komfortzone verlassen

Kennst du deine Komfortzone?

Ich habe viele Jahre außerhalb meiner Komfortzone gelebt, ohne es wissen. Dachte, das wäre normal. Heute weiß ich, dass ich das Pendeln zwischen Wohlfühlorten und Herausforderungen brauche: für meine innere Balance, meine Arbeit als Designerin und um mich persönlich weiter zu entwickeln.

Wie es soweit kam, erzähle ich dir in diesem Beitrag, dank Christine Winter von Stille-Stärken.de, die zu dieser Blogparade „Komfortzone verlassen? Oder lieber doch nicht?!“ aufgerufen hat.

Komfortzone – wie ich meine gefunden habe

Die großen Wendepunkte in meinem Leben kamen immer dann, wenn ich meine Komfortzone verlassen und etwas Neues gewagt habe: Auslandsaufenthalte, neue Hobbys, Selbständigkeit. Manchmal habe ich geflucht und mich gefragt: musste das sein? Rückblickend kann ich sagen: Ja, es musste sein! Denn durch das Verlassen meines gewohnten Umfelds, habe ich meine Komfortzone erst gefunden. Klingt paradox? Aber genau so war es!

Nach dem Abitur wollte ich Grafik Design studieren. Kleines Problem: Ich brauchte eine Mappe mit aussagekräftigen Arbeiten. Die hatte ich nicht. Dafür hatte ich von einem einjährigen Mappen-Kurs in England gehört und meldete mich kurz entschlossen an. Die verwunderten Gesichter meiner Eltern werde ich nie vergessen.

Eigentlich bin ich schüchtern. Am liebsten bin ich mit guten Freunden zusammen, führe tiefe Gespräche. Und jetzt dieser mutige Schritt? Ausland, Studentenwohnheim, fremde Sprache? Ja, denn ich bin auch sehr wissensdurstig. Dann gehen schon mal die Pferde mit mir durch und ehe ich mich versehe, stecke ich mitten im Abenteuer.

Der Auslandsaufenthalt in England hat mir richtig gut getan. Auf einmal war ich nicht mehr die Schüchterne, Ruhige, sondern die Höfliche, Empathische, die selbstverständlich dazugehörte. Hatte ich mich geändert? Gut, ich war über meinen Schatten gesprungen. Vor allem aber hatte sich die Sichtweise auf mich und mein Verhalten geändert: Plötzlich wurde ich positiv wahrgenommen und wertgeschätzt. Was war passiert?

Ich bewegte mich in meiner Komfortzone. England, die Dozenten und Kommilitonen boten ein Umfeld, in dem meine Persönlichkeit und meine Stärken gebraucht und positiv registriert wurden. Welch ein Glücksgefühl!

Nach dieser positiven Erfahrung, fanden mein Studium der Visuellen Kommunikation in Berlin und mein Arbeitsleben als angestellte Grafik Designerin größtenteils wieder außerhalb meiner Komfortzone statt.

Bis mir das Buch Quiet: The Power of Introverts in a World That Can’t Stop Talking von Susan Cain in die Hände fiel. Deutsche Ausgabe Still: Die Kraft der Introvertierten. Der englische Titel sprach mich sofort an, und nach dem ich die ersten Seiten gelesen hatte war mir klar: Ich bin introvertiert. 

Mein Herz hüpfte, mein Verstand war verzweifelt

Als Introvertierte arbeitete ich in einem Umfeld, das von extrovertierten Persönlichkeiten geprägt war. Konnte das gut gehen? War mein Studium in Visueller Kommunikation umsonst gewesen?

Zum Glück nicht. Denn ein paar Seiten weiter erklärt Susan Cain, warum Unternehmen und Teams dann besonders erfolgreich sind, wenn sie die Stärken von Introvertierten und Extrovertierten verbinden.

Gestärkt durch diese Erkenntnis, wagte ich den Schritt in die Selbständigkeit und habe ihn bis heute nicht bereut. Klar, es herrscht nicht immer eitel Sonnenschein, aber ich kann mir aussuchen mit wem ich zusammenarbeite und mit wem nicht. Ich hätte mir nie träumen lassen, welche Freiheit das für mich bedeutet.

Was bringt mir diese Erkenntnis?

Seitdem ich weiß, dass ich viel Ruhe und Zeit für mich brauche, lebe und arbeite ich größtenteils innerhalb meiner Komfortzone. Ich spüre schneller wann es Zeit ist mich zurückzuziehen, um meinen Akku aufzuladen. Mein Tag ist gelungen, wenn ich zwischen meiner Komfortzone und den täglichen Herausforderungen hin und her pendeln kann, selbstbestimmt und in meinem Tempo. Vor allem aber weiß ich, dass ich vollkommen ok bin, so wie ich bin. Seither bin ich deutlich entspannter.

Fazit

Wie findest du deine Komfortzone?

  • Kennst du deine Komfortzone? Wenn nicht, dann verlasse deine gewohnte Umgebung hin und wieder und schaue, wo du dich wohlfühlst.
  • Welche Personen tun dir gut?
  • Mit wem kannst du dich stundenlang unterhalten?
  • Wo tankst du Kraft?
  • Was machst du, ohne dass es dir zu viel wird?

 

Wer weiß, vielleicht geht es dir ähnlich wie mir und du findest sie dadurch.
Wenn du deine Komfortzone kennst, kannst du sie bewusst verlassen und zu ihr zurückkehren.

 

Was sind deine Erfahrungen?

Ich freue mich auf deinen Kommentar!


Foto: © Amy Treasure unsplash, CC0 Public Domain


5 Kommentare

  • Christine Winter

    12. Juli 2016

    Hallo Nina, vielen Dank für deine Teilnahme an der Blogparade von Stille-Stärken.de – ich freue mich sehr über deine „introvertierte Sicht der Dinge“.
    Mir geht es ganz ähnlich wie dir. Ich mag den Wechsel zwischen Herausforderung und Rückzug – wobei ich insgesamt möglichst immer einen kleinen „Überschuss“ an Entspannung möchte, damit ich mich wirklich wohl fühle…

    Antworten
    • leise laute

      12. Juli 2016

      Hallo Christine,
      sehr gerne. Und ja, beim „Überschuss an Entspannung“ bin ich auch dabei!
      Liebe Grüße, Nina

      Antworten
  • Ricarda

    13. Juli 2016

    Hallo Nina,
    Danke für diesen Artikel. Da ich Autorin bin, stelle ich mir die Frage, wie sich das Verlassen der Komfortzone beim Schreiben auswirkt. Ich glaube, ich werde dazu einen kleinen Beitrag verfassen.
    Viele Grüße, Ricarda

    Antworten
    • leise laute

      14. Juli 2016

      Hallo Ricarda,
      klasse Idee! Die Blogparade läuft noch bis zum 17. Juli.
      Hast du neulich nicht erwähnt, dass einige deiner Figuren ein Eigenleben entwickeln? Ich bin gespannt, was du aus der Autorenwelt berichten wirst.
      Liebe Grüße, Nina

      Antworten
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